Sommerlager der Pfadfinderstufe: Schweden-Hike
Erschienen am 17. August 2022 in Allgemein
Tag 1
Es ist der 8. August 2022, 7:00, als sich die Pfadistufe des Stammes Schwester Felicitas am Heidelberger Hauptbahnhof trifft. Ein bisschen müde und mit großen Rucksäcken machen wir, sechs Pfadis und ihr Leiter, uns auf den Weg in das selbst geplante Stufenlager. In vielen Gruppenstunden wurde ein Hike auf dem Skåneleden-Wanderweg in Schonen geplant, der südlichsten Region Schwedens. Acht Regionalzüge und ein 9-Euro-Ticket später kommen wir endlich in Kiel an, wo wir netterweise im Gruppenzimmer des VCP Stamm St. Michael übernachten dürfen. Spät nachts erreicht uns auch eine zweite Leiterin aus München, die mit uns dieses Abenteuer bestreiten wird.
Tag 2
Der Wecker klingelt um 5:00 und nach drei Zügen heißt die Endstation Malmö. Nach einem kurzen Spaziergang in der Innenstadt kaufen wir uns in einem Supermarkt etwas zu Mittag und dann geht es mit einem Bus zu einem riesigen Supermarkt, an dem wir unseren ersten richtigen Einkauf machen. Von dort sind es noch 10 km bis nach Torup. Obwohl wir vollkommen erschöpft sind, genießen wir die Sicht auf goldene Weizenfelder und niedliche schwedische Häuser, die der Weg uns bietet. Im Dunkeln bereiten wir unser Abendessen vor (Gnocchi in Tomatensoße gekocht) und schlafen schnell in einer kleinen Windschutzhütte ein.
Tag 3
Reichlich ausgeschlafen machen wir uns bereit für den ersten richtigen Wandertag, allerdings mit einer ruhigen Strecke von 9 km nach Eksholmssjön. Von diesem Tag an übernehmen zwei Pfadis immer die Tagesleitung mit der Aufgabe uns auf den richtigen Pfad zu führen, die Pausen einzuteilen und die Morgen- und Abendrunde vorzubereiten. Eigentlich war geplant in einem See zu baden, doch der Zugang zu diesem ist leider gesperrt, sodass wir ungewaschen weiterlaufen müssen. Ein Einkauf und ein Golfplatz (insgesamt haben wir drei durchquert) später kommen wir an unserem Ziel an. Da die Windschutzhütte schon besetzt ist, müssen wir unter den Sternen auf dem Waldboden schlafen. In Schweden gilt das Allmannsrecht, das heißt es ist grundsätzlich gestattet in der Natur wild zu campen, solange man den Ort so hinterlässt wie man ihn vorgefunden hat. Wozu haben wir denn sonst unsere Kloschaufel dabei? Im Sternenhimmel erspähen wir ein paar Sternschnuppen und dann geht es schon in unsere Schlafsäcke.
Tag 4
An diesem Tag verlassen wir allmählich die Felder-Landschaft, um immer mehr in den Wald einzutauchen. Vormittags dürfen wir netterweise unser Wasser bei einer Autowerkstätte auffüllen und nach 10,5 km kommen wir am Rande des Risen Naturreservats an, unserem schönsten Übernachtungsort: eine ruhige Lichtung im Wald, an der wir ganz viel Platz nur für uns haben. Wie auch an vielen anderen Abenden nutzen wir die freie Zeit, um mehrere Runde Werwolf zu spielen und uns über die verschiedensten Themen auszutauschen (wir haben auf diesem Hike echt über alles geredet!). Während die Mittagessen hauptsächlich aus Brot/Tortillas mit Belag bestehen, kochen wir abends immer mit Hilfe unserer Trangia-Sets etwas Warmes.
Tag 5
Gefrühstückt wird etwas nobel mit Pancakes und Nutella, ehe wir zur Mittagszeit in Genarp ankommen. Hier funktioniert der lang ersehnte Trinkwasserspender (auf diesem Lager lernten wir das Wort Wasserknappheit kennen) leider nicht, sodass wir zusätzlich zum Essen auch ein paar Wasserflaschen kaufen müssen. Wundervolle Naturszenarien begleiten uns anschließend bis nach Dörröd, wo wir wieder auf den Waldboden schlafen müssen. An diesem 10km Tag hatte jeder außerdem die Aufgabe, sich mit einem Pfadfindergesetz zu beschäftigen, die dann abends zusammen reflektiert worden sind.
Tag 7
Nachdem eine schwedische Familie uns mit Trinkasser vor dem Verdursten rettet, machen wir uns auf Richtung Blentarp. Der Weg an diesem Tag gestaltet sich sehr abenteuerlich: mit Leitern über Zäune klettern, auf Brettern über Teiche, quer durch eine Kuh-Wiese, zwei kaputte Schuhe und sogar einen Hügel hoch und runter (wir dachten dort ist alles flach wie die Rheinebene). Dafür werden wir aber auch belohnt, mit einem wunderschönen Panorama und leckeren Brombeeren. In unseren Pausen wird auch ordentlich Süßzeug genascht: unsere Favoriten sind Kex (eine schwedische Schokolade), Oreo-Schokolade und die veganen Gummibärchen Tutti Frutti aus Finnland. Nach 12 km kommen wir endlich an unserem Schlafplatz an.
Tag 8
Der Tag fängt mit einem Besuch im Supermarkt an, bei dem wir uns, mittlerweile ist es Tradition, unter anderem mit „Kakka-Brot“ (zumindest nennen wir es so) eindecken – ein fluffiges schwedisches Brot, optimal zu Nutella oder Marmelade. Dort treffen wir auch eine schwedische Dame mit Deutschkenntnissen, die uns liebenswert 30 Euro (oder besser gesagt: 300 schwedische Kronen) spendet. Nachdem wir uns durch ein Dornenwald gekämpft haben, erreichen wir endlich den Sövedsjön-See. Nach acht Tagen haben wir endlich die Möglichkeit uns zu waschen. Noch nie haben wir uns so sauber gefühlt und die letzten Kilometer (insgesamt waren es an diesem Tag 12) nach Snogeholm sind im Anschluss ein Kinderspiel.
Tag 9
Der letzte Wandertag steht an und mit ihm auch 27,5 km. Wir stehen etwas früher auf als sonst und die Tagesleitung motiviert uns alle für diesen letzten Kraftakt. Nachdem wir den Wald hinter uns gelassen haben (und nach einem Mittagessen aus der Tube) erspähen wir in der Ferne unser lang ersehntes Ziel: die Ostsee. An den Toren von Ystad gehen wir einkaufen, um dann endlich in die wunderschöne mittelalterliche Stadt anzukommen. Als Preis für den langen Weg gönnen wir uns zum Abendessen eine Pizza. Danach geht es an den Hafen und von dort noch ein paar Kilometer die Ostsee entlang bis zu einem kleinen Waldstück am Meer, wo wir erschöpft einschlafen.
Tag 10
Dieser Tag steht im Zeichen der Entspannung, nach 91 km auch mehr als verdient. Wir verbringen den Tag mit Eis essen gehen, in der Stadt bummeln, Souvenirs für zu Hause kaufen und in der Ostsee baden. Am Abend gibt es dann für 5 Pfadis einen sehr besonderen Moment: am Meeresufer legen sie, während die Sonne untergeht, ihr Pfadiversprechen ab und bekommen ihre grüne Lilie.
Tag 11
Und nun ist der Moment gekommen, am 17. August heißt es: bye bye Schweden und vor allem tack! Über die Öresundbrücke gelangen wir nach Kopenhagen und kommen, nach einem weiteren Umstieg in Hamburg, spät abends in Mannheim an, wo uns ein paar Eltern abholen und nach Heidelberg zurückbringen.
Abschließend lässt sich feststellen: das Sommerlager der Pfadistufe war anstrengend, erschöpfend und herausfordernd. Aber auch lehrreich, lustig und eindrucksreich. Vor allem war es aber gefüllt mit Abenteuer und Spaß und was will man von den Pfadfindern schon mehr.